„Größte Herausforderung“ für Casinos

Nicht nur die Krise bereitet Sorgen. Erstmals seit 40 Jahren müssen die Casinos Austria um die Konzessionen kämpfen.

Er fürchte sich nicht vor Wettbewerb, doch die EU-weite Ausschreibung der Casinos hält Karl Stoss für die größte Herausforderung seit Bestehen des Unternehmens. Heuer spielen die Casinos Verluste ein.

KURIER: Ihr Unternehmen hat bisher immer alle Casinos-Konzessionen bekommen. Jetzt fordert der Europäische Gerichtshof EU-weiten Wettbewerb ein. Mit der Mauschelei ist’s damit wohl endgültig vorbei?
Karl Stoss: Der Staat kann das Monopol aus ordnungspolitischen Gründen beibehalten, aber der Vergabeprozess hat in einem ordentlichen, transparenten Verfahren zu geschehen. Ein Kompliment an die österreichische Politik, die das alles in der Novelle zum Glücksspielgesetz explizit vorhergesehen hat. Das Gesetz muss wahrscheinlich nur soweit adaptiert werden, dass für Bewerber aus den EU-Staaten eine Zweigstelle in Österreich reicht. Dieses Urteil ist kein Beinbruch.

Wettbewerb im Inland ist für Sie kein Neuland?
Nein. Ok, es gibt keinen Wettbewerb bei den Lotterien. Im Casino-Geschäft jedoch ist das ganz anders. Es gibt eine Reihe von illegalen Casinos in Tirol und Salzburg, die sogar in Hotelprospekten öffentlich beworben werden. Die hohe Zahl an illegalen Automaten dürfte laut Gesetz auch nicht sein. Im Online-Gaming haben wir nur 50 Prozent Marktanteil, obwohl wir 100 haben müssten. Wir sind de facto die einzigen, die über Steuern eine Monopolrente zahlen. Jetzt haben wir die Chance auf einen Wettbewerb mit gleichen Spießen. Alle haben die gleichen Auflagen – bei Kontrollen, Spielerschutz, Personalausbildung und Steuern.

Sie fürchten sich also nicht vor neuer Konkurrenz – im Inland und aus der EU?
Nein, aber diese Unternehmensgruppe steht in den nächsten zwei Jahren vor der größten Herausforderung ihres Bestehens. Die Konzessionen werden in einem EU-weiten Verfahren vergeben, das gab es in unserer 40-jährigen Geschichte nicht.

Ist nicht schon alles ausgepackelt? Sie bekommen 2011 ihre 12 Casino-Standorte wieder und Novomatic die drei neuen Lizenzen.
Das kann sich der Staat als Konzessionsgeber sicher nicht erlauben. Wir werden um alle 15 Konzessionen kämpfen. Wir können viel einbringen, aber es gibt auch Anbieter aus dem In- und Ausland, die Ähnliches bieten können.

Werden Sie sich um Automaten-Casinos bewerben?
Das Automatengeschäft ist nicht so personalintensiv, warum sollten wir uns nicht überlegen, die eine oder andere Automatenkonzession zu beantragen. Wir haben seit 40 Jahren Erfahrung mit Automaten.

Auch die Lotterien werden 2011 ausgeschrieben. Deren Verlust wäre für Sie vermutlich eine Katastrophe.
Nicht nur für uns, auch für Österreich.

Stoss würde den Job des ÖOC-Präsidenten heute nicht mehr annehmen.Warum gleich fürs ganze Land?
Weil wir im Vorjahr 420 Millionen Euro an Steuern ablieferten, 79 Millionen davon für die Sportförderung. Und weil wir viel Geld, sieben bis zehn Millionen Euro, für Karitatives, Sport- und Kultursponsoring ausgeben. Das geht, weil unsere Eigentümer nicht auf Dividendenmaximierung ausgerichtet sind.

Sie haben im eigenen Haus auch genug Probleme. Die Auslandstochter bilanziert im ersten Halbjahr 2010 tiefrot, im Inland müssen Sie Mitarbeiter abbauen.
Die Casinos Austria International hat 50 Millionen Euro in Brüssel und Hannover investiert, ohne diese Investitionen wären wir im Plus. Die Umsätze gehen zurück, das ist in direkter Korrelation zum wirtschaftlichen Umfeld in Europa. Auch Österreich kommt da nicht ungeschoren davon. Wir haben zwar ein Besucherplus von 1,65 Prozent, aber ein Umsatzminus von acht Prozent. Die Kunden tendieren immer mehr zum Automatenspiel, dafür brauchen wir leider nicht so viele Mitarbeiter wie im Lebendspiel mit Croupiers. Wir bauen über ein freiwilliges Programm in Inland 120 von 1700 Mitarbeitern ab.

Es passierte vor Ihrer Zeit, aber können Sie bitte erklären, warum die Lotterien an die Werbeagentur des BZÖ 300.000 Euro für eine lächerliche Studie zahlten.
Soweit ich es nachvollziehen kann, wurde bei uns offensiv angefragt.

Novomatic überwies 450.000 Euro an den Grasser-Freund Meischberger. Grasser hatte damals als Finanzminister eine Glücksspielnovelle zugunsten der Novomatic vorbereitet, das BZÖ war Regierungspartei. Wollten die Lotterien über das BZÖ die Novomatic ausbremsen?
Hätt’ ich, könnt’ ich, tät’ ich – ich kann das nicht beantworten. Das war eine Entscheidung der damaligen Unternehmensführung.

Haben Sie politische Lobbyisten auf der Payroll?
Nein, aber wir beauftragen Lobbyisten für Mediales. Im Vorfeld der Konzessionsvergabe rechnen wir mit dirty campaigning gegen uns. Es geht immerhin um einen Markt von 13 bis 14 Milliarden Euro.

Spendet die Unternehmensgruppe an Parteien – direkt oder über Inserate?
Es gibt keine Spenden, aber wir inserieren. Wir bewerben jedoch keine Partei, sondern stellen dar, was wir als Unternehmensgruppe tun. Das sind keine hohen Summen. Ich habe auch alle Konsulentenverträge gekündigt, da habe ich mir nicht nur Freunde gemacht. Aber die Casinos sind nicht die Melkkuh der Nation.

Apropos Probleme, wie schaut’s im ÖOC aus?
Bei meiner Bestellung habe ich die Dimension der Probleme nicht erahnt. Aber ich bin nun einmal ÖOC-Präsident und muss das Schiff in die richtige Richtung bringen. Derzeit ist das ÖOC nicht sehr zeitaufwendig, der Akt ist bei der Staatsanwaltschaft. Jetzt kann sich das ÖOC auf den Sport und die SportlerInnen konzentrieren.

Nachher ist man immer klüger: Würden Sie den ÖOC-Job wieder annehmen?
Ich würde mich immer wieder für den Sport einsetzen. Aber dafür muss man nicht unbedingt ein solches Amt bekleiden.

War das hilfreich? Bitte gib uns ein Feedback!

Eure Meinung: 0 / 5. | Teilnehmer: 0

Noch keine Bewertung, bitte helfe uns bei der Qualität


Weitere Artikel/Spiele