Pokernacht – Auch Raab verzockt sich mal

Wenn sich TV-Tausendsassa Stefan Raab in den Smoking schmeißt und Prominente um einen Pokertisch versammelt, könnte das spannend werden. Wurde es aber nicht.

Seit vier Jahren versammelt Stefan Raab nun mehr oder weniger interessante Menschen in regelmäßiger Wiederkehr um seinen Pokertisch, obwohl der ganz große Poker-Boom bereits seit geraumer Zeit wieder am Abflauen ist. Dieses Mal waren dies Schauspieler Götz Otto, Comedian Bülent Ceylan, Moderatorin Miriam Pielhau, ein Online-Qualifikant namens Carlo und natürlich Alexander Duszat, Raabs ewiger Show-Praktikant Elton.

Moderatorin Jessica Kastrop führte gleich zu Beginn mit einem mageren Wortwitz ein („Das wird heute kein Kartenschlecken!“) und machte danach ähnlich uninspiriert weiter. Einzig den Namen des Hauptsponsors der Sendung vergaß sie bei keiner Gelegenheit zu erwähnen. Ebensowenig wurde Kastrop müde, die Vorzüge der gesponserten Gewinnspiel-Preise anzupreisen.
Mit seiner Pokernacht ist Raab auf den Zug des vor einiger Zeit aufgekommenen Poker-Booms aufgesprungen. Aus Liebe zum Spiel?

Wohl kaum, stellte sich doch schon beim ersten Blatt heraus, dass Raab in der Regelkunde alles andere als firm ist. Er gewann diese Auftaktrunde zwar – warum, musste ihm jedoch erst erklärt werden.

Die eigentliche Sinn und Zweck der Veranstaltung wurde dem Zuschauer kurz darauf in Erinnerung gerufen, denn es folgte: die erste Werbeunterbrechung – und bei weitem nicht die letzte. In knapp drei Stunden Übertragung wurde gerade etwas über die Hälfte der Zeit auch effektiv gepokert.

Dass Privatsender sich durch Werbeeinnahmen finanzieren, ist hinlänglich bekannt. Dass in den Sendungen aber hauptsächlich ein klein wenig Unterhaltung um ganz viel Werbung gepackt wird, wurde einem an diesem Abend wieder einmal schmerzlich bewusst.

Stefan Raab, das beste Pferd im Stall von Pro Sieben, hat dieses Spiel perfektioniert. Er zeigt ein ums andere Mal, wie man auch mit den absurdesten Formaten noch Werbeeinnahmen akquirieren kann.

Zwischen der Werbung gab es dann tatsächlich auch einige Poker-Unterbrechungen. Dass die dreistündige Sendung auch halbwegs spannende Moment hatten, lag einzig am Wesen des Pokerspiels an sich. Ein All In, also eine Hop-oder-top-Situation, gab es mehrfach, allerdings in den ersten beiden Stunden mit keinem für den Zuseher glücklichen Ausgang.

Sprich: Kein Teilnehmer verließ den Tisch.

Es zog sich – bis dann nach knapp zwei Stunden ausgerechnet der unbekannte Qualifikant, dem man noch die meisten Sympathien entgegengebracht hatte, als Erster die Segel streichen musste.

Raab wirkte gelangweilt von dem Anti-Spektakel. So kommentierte er, von dem bekannt ist, dass er nicht gut verlieren kann, sein Ausscheiden (als Zweiter) lediglich mit einem lapidaren „Ich hatte heute irgendwie Pech“ und fläzte sich anschließend gelangweilt in der Losers Lounge.

Wenig später folgten Moderatorin Pielhau und Komiker Ceylan, der zuvor noch relativ plump mit seinem Migrationshintergrund kokettiert hatte („Ey, der Türke macht euch platt!!). Im lange ersehnten finalen Showdown stach schließlich Schauspieler Otto seinen Kontrahenten Elton aus und räumte die ausgerufenen 50.000 Euro Siegprämie ab.

Blieb am Ende die Frage, wer denn eigentlich das Zielpublikum dieser Veranstaltung sein soll. Das wirklich pokeraffine Publikum kann es nicht sein, denn hier wird kein besonders hochklassiges Pokerspiel gezeigt. Und die B- bis E-Prominenten, die Raab um seinen Pokertisch versammelt, sind auch nicht unterhaltsamer, bloß weil sie Karten spielen.

Abgesehen davon: Von den Gesprächen am Tisch – sollten sie tatsächlich zwischendurch interessant gewesen sein – verstand man ohnehin kaum etwas. Schuld daran war Moderatorin und Dauer-Quasslerin Kastrop, die im Off pausenlos redete und vermutlich einige Zuschauer und – so zumindest wirkte es – auch den Poker-Experten und Kommentatoren Michael Körner nervte.
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„Das ist einfach ein Spiel, das einem gehörig auf die Nerven gehen kann“, kommentierte Poker-Experte Körner das Treiben und traf es damit – wenn auch unfreiwillig – ziemlich genau.

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