Jeder dritte junge Schweizer ist ein Spieler
Lausanne. Jeder dritte junge Mensch in der Schweiz spielt gelegentlich um Geld – jeder achte häufig. Das zeigt eine Studie der Universität Lausanne. Da sich Glücksspieler öfter betrinken und mehr rauchen als Nicht-Spieler, sollen die Studien-Resultate in die Gesundheitsprävention einfliessen. Dies fordern die Forscher der Studie, die erstmals über das Spielverhalten von Jugendlichen geforscht haben. Unter den erwachsenen Schweizern gelten 2,2 Prozent der Bevölkerung als Problem-Spieler, weitere 1,1 Prozent gar als krankhafte Spieler.
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Lausanne (sda) Jeder dritte junge Mensch in der Schweiz spielt
gelegentlich um Geld – jeder achte häufig. Das zeigt eine Studie der
Universität Lausanne. Die Resultate müssten in die
Gesundheitsprävention einfliessen, fordern die Forscher. Zumal sich
Glücksspieler öfter betrinken und mehr rauchen.
Laut der im Fachmagazin «Swiss Medical Weekly» publizierten
Studie spielen 13,5 Prozent der 15- bis 24-Jährigen mindestens
einmal pro Woche. Weitere 34,8 Prozent der insgesamt 1116 Befragten
hatten im vergangenen Jahr zwischen einem und 51 Mal an einem
Geldspiel teilgenommen.
Wie die Forscher um Joan-Carles Surís vom Universitätsspital und
der Uni Lausanne schreiben, gibt es in der Schweiz bereits Zahlen
zur Spielsucht bei Erwachsenen. So gelten 2,2 Prozent der
Bevölkerung als Problem-, weitere 1,1 Prozent als krankhafte
Spieler. Über das Ausmass des Spielverhaltens der Jugend dagegen war
bislang nichts bekannt.
Spielfreudige Romands
Surís und seine Kollegen haben nun diese Lücke geschlossen,
ausgehend von der Annahme, dass häufiges Spielen eine Vorstufe zur
Sucht darstellen kann. Abgefragt wurden 16 Typen von Geldspiel, zum
Beispiel verschiedene Lotto-Arten, Spiele in Casinos, Wetten im
Internet oder Pokerturniere in privater Runde.
Die Resultate zeigen, dass Geschlecht und Wohnort wichtige
Faktoren sind. Junge Männer spielen – wenig überraschend – häufiger
als junge Frauen: Von den Gelegenheitsspielern sind 58 Prozent
männlich, von den Vielspielern gar 75 Prozent. Bei den Nichtspielern
machen die Männer nur 41 Prozent aus.
Besonders viele Anhänger hat das Glücksspiel in der Westschweiz.
Nur 40 Prozent der Romands spielen nicht, 45 Prozent gelegentlich
und 15 Prozent häufig. In der Deutschschweiz dagegen zählen sich 53
Prozent der Befragten zu den Nichtspielern, 33 Prozent spielen ab
und zu und 13 Prozent oft. Im Tessin spielen satte 80 Prozent gar
nicht.
Internet und Pokerboom
Eine mögliche Erklärung ist gemäss den Forschern der Fakt, dass
in der Romandie die Casino-Dichte höher ist als in der übrigen
Schweiz. Dass so viele Jugendliche dem Glücksspiel frönen, liegt
laut ihnen wohl aber auch am momentanen Poker-Boom und daran, dass
auch im Internet ein grosses Angebot entstanden ist.
Die Studie zeigte zudem, dass häufiges Spielen verbunden ist mit
stärkerem Tabak-, Cannabis- und Alkoholkonsum. So rauchen 34 Prozent
der Vielspieler täglich Zigaretten und 13 Prozent kiffen. Bei den
Nicht-Spielern rauchen nur 12 Prozent und nur 5 Prozent kiffen.
Fast jeder dritte Vielspieler betrinkt sich regelmässig, bei den
Nicht-Spielern dagegen bloss 17 Prozent. Schliesslich ist auch der
Konsum illegaler Drogen bei passionierten Geldspielern häufiger als
bei Nichtspielern – auch wenn der Unterschied hier nicht signifikant
ist.
Psychische Probleme
Beim Abklären von Risikoverhalten bei Jugendlichen sollten Ärzte
also auch das Glücksspiel berücksichtigen, sagte Surís auf Anfrage
der Nachrichtenagentur SDA. Nötig seien Präventionsmassnahmen und
allenfalls Interventionsprogramme, um zu verhindern, dass
Jugendliche eine Spielsucht entwickelten.
Die Untersuchung bestätigte in der Tendenz auch Befunde früherer
Studien: Geldspiel geht einher mit dem Risiko für Depressionen und
psychischen Erkrankungen. Diese Problematik könnte laut den
Forschern in der Befragung sogar unterschätzt sein: Die Mehrheit der
Spieler sind nämlich Männer – und Männer spielen psychische Probleme
oft hinunter.