Spielcasino-Betreiber Barrière auf dem Weg an die Börse
Paris – Der französische Luxushotel- und Spielcasino-Betreiber Groupe Lucien Barrière (GBL) wagt den Sprung aufs Parkett. Das 1909 gegründete Unternehmen leitete jetzt den Börsengang ein. Dafür trennt sich der Hotelkonzern Accor, der sich künftig auf sein Kerngeschäft konzentrieren will, komplett von seiner 49-prozentigen Beteiligung an der Gruppe. Die Zeichnungsfrist für die GBL-Aktien, die am 1. Oktober erstmals an der Börse von Paris gehandelt werden sollen, begann am Donnerstag.
Der Ausgabepreis wurde auf 16,10 bis 19,60 Euro festgelegt und lag leicht unter den Analystenerwartungen. GBL, mit einem Marktanteil von 33 Prozent der größte Spielcasino-Betreiber in Frankreich, wird dadurch mit insgesamt 575 bis 700 Mio. Euro bewertet. Accor will für den Börsengang zunächst 15,2 Mio. Aktien am Markt platzieren, bei Erfolg in einem zweiten Schritt dann weitere 2,3 Mio. Papiere. 90 Prozent des Angebots sind institutionellen Investoren vorbehalten, der Rest Privatanlegern.
GBL-Chef Dominique Desseigne kündigte an, dass seine Familie, die bereits 51 Prozent des Kapitals hält, ihre Beteiligung nun um zwei Prozent erhöhen will. Mit den Erlösen aus dem Börsengang will die Gruppe, der neben 37 Casinos Luxushotels wie das Fouquet’s in Paris, das Normandy in Deauville oder das Majestic in Cannes gehören, seine Expansion im Ausland vorantreiben. Denn bisher ist GBL vor allem in Frankreich und der Schweiz aktiv, wo sie drei Spielcasinos betreibt. In den nächsten zehn Jahren könnte die Gruppe nach Angaben von Desseigne im französischsprachigen Ausland vier bis fünf weitere Hotels sowie einige Casinos zusätzlich eröffnen. Nach Las Vegas oder Macao zu gehen, kommt für ihn dagegen nicht in Frage: „Man muss in seiner Klasse kämpfen.“
Gleichzeitig setzt Desseigne aufs Internet, wo er GBL in den nächsten 15 Jahren zu einem der wichtigsten französischen Online-Poker-Anbieter machen will. Freitagabend lanciert er deshalb zusammen mit der staatlichen Lottogesellschaft Française des Jeux die Seite barrierepoker.fr. Die 197 französischen Spielcasinos mussten in den letzten drei Jahren Umsatzeinbußen in Höhe von 20 Prozent hinnehmen. Schuld waren die Krise und das neue Rauchverbot.
Allerdings litt GBL im Vergleich zu Konkurrenten weniger. Im Geschäftsjahr 2009/2008 ging der Umsatz um 2,6 Prozent auf 1,06 Mrd. Euro zurück. Nachdem im dritten Quartal bereits eine Belebung des Geschäfts zu spüren war, verspricht GBL nun für die kommenden drei Jahre ein Wachstum von mindestens fünf Prozent, die Online-Spielcasinos ausgenommen.