Sportwettenmarkt in den Startblöcken
Private Anbieter und Vereine warten auf die Markt-Liberalisierung
Sportvereine, Verbände und Wettunternehmen stehen in den Startblöcken: Sponsoringmillionen im dreistelligen Millionenbereich werden prognostiziert, wenn Werbung für Sportwetten in deutschsprachige Länder erlaubt wird. Einige private Wettanbieter haben schon erste Versuche mit Werbung gestartet, bisher ohne Konsequenzen.
Die internationalen Anbieter für Sportwetten warten nur auf eine Öffnung des deutschen Marktes. Warum der deutsche Markt so wertvoll ist, beschreibt Andreas Ullmann, Sponsoringexperte beim Beratungsunternehmen „Sport+Markt“:
„Der deutsche Markt bietet natürlich viele Sportarten, die sich sehr gut für das Sportwettengeschäft eignen. Als es gibt kein Land in Europa, das so viele Mannschaftssportarten zu bieten hat mit einem hohen Professionalisierungsgrad. Millionen von deutschen Sportfans gehen jedes Wochenende in diese Stadien, diese Arenen, die natürlich auch exzellente Plattformen sind für die Sportwettenanbieter, um sich zu zeigen, um dem Sportwettenanbieter ein Gesicht zu geben.“
Die großen Unternehmen „bwin“ und „betfair“ warten noch die politische Entwicklung ab. Andere Firmen wie „Tipico“ und „bet-at-home“ haben schon erste Vorstöße gewagt. So schaltete „Tipico“ Bandenwerbung bei Hoffenheimer Bundesligapartien und der Europa League-Begegnung zwischen Bayer Leverkusen und Aris Saloniki. Bisher haben die Behörden nur Anhörungsbögen verschickt, aber noch keine Strafen verhängt. Vorreiter war jedoch der Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt, der eine Partnerschaft mit „bet-at-home“ einging. SG-Geschäftsführer Holger Kaiser sieht sich im Recht, spätestens mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 8. September sei der deutsche Glücksspiel-Staatsvertrag nicht mehr gültig. Sonst hätte Kaiser eine Lösung wie der französische Fußball-Klub Olympique Lyon bevorzugt:
„Da können wir sicherlich bei Spielen auf europäischem Niveaus auf dem Trikot machen, was wir wollen. Bei den Auswärtsspielen auf europäischer Ebene, das sind die Märkte, die für unseren Partner bet-at-home interessant sind.“
Lebt Flensburg-Handewitt schon eine Partnerschaft, haben die ersten Fußball-Bundesligisten schon Vorverträge abgeschlossen. Bayern München hat die Casino-Tochter von „bwin“ gewählt, Borussia Dortmund soll sich mit „bet-at-home“ über ein Vertragsvolumen von 1,2 Millionen Euro einig sein. Hannover 96 soll einen Kontrakt mit „Tipico“ haben, ein Premium-Sponsoring bei den Niedersachsen soll 800.000 Euro wert sein. Alle warten nur auf grünes Licht von ihrer Landesregierung. Immer wieder tauchen Millionensummen im dreistelligen Bereich auf, wenn über das Gesamtvolumen des Sponsorings von Wettunternehmen die Rede ist. Doch Sponsoringexperte Ullmann warnt:
„Es werden sicherlich Sponsoringpakete geschaffen, für diese Sponsoren, die natürlich auf eine gewisse Art und Weise den Wettbewerb anheizen. Denn die Assets, die die Vereine zu vergeben haben, das heißt Banden, Trikots, die die Vereine zu vergeben haben, die sind ja im Endeffekt begrenzt. Man kann natürlich das Trikot in vielen Sportarten nur einmal vergeben. Das heißt auf der anderen Seite müssen natürlich Bandenzeiten oder andere Rechte ein Stück weit bei Konkurrenten in dem Fall oder anderen Branchen reduziert werden.“
Für die Wettunternehmen ist ein Engagement im Sport und besonders im Fußball für ihr Image ungemein wichtig. Denn durch das Wettverbot in deutschsprachige Länder war die Branche in ein schlechtes Licht geraten. Andreas Ullmann:
„Und wenn sie dann sehen, das die starken Bundesligamarken, die Vereine mit diesen Partnern zusammenarbeiten, dann gibt das sicherlich einen Schub für die Sportwettenanbieter, an Renommee zu gewinnen, an Bekanntheit zu gewinnen und an Akzeptanz zu gewinnen. Die Sportwetter haben dann das Gefühl, es ist alles legal, das Unternehmen ist zum Anfassen. und so führt es natürlich dazu, dass dementsprechend die Wettumsätze gesteigert werden können.“