Buhlen um die Casino-Lizenz

Liechtenstein hat das Verbot von Glücksspielen aufgehoben und vergibt im kommenden Jahr eine Lizenz für ein Spielcasino. Mehrere Interessenten stehen in den Startlöchern.

Vaduz. – Für Gambler und Zocker ist die Bodenseeregion das Paradies auf Erden. In wenigen Regionen Europas dürften auf so kleinem Raum so viele Spielcasinos zu finden. Im Umkreis von einer Fahrstunde ab Vaduz liegen schon heute nicht weniger als sechs Casinos. Das Geschäft mit der Spiellust floriert: Die Spielbanken schaffen Arbeitsplätze, locken Touristen an und liefern auf ihre Erträge kräftig Steuern ab.

Ein Stück vom Kuchen

Liechtenstein will sich nun auch ein Stück vom Glücksspiel-Kuchen abschneiden. Das Parlament hatte noch vor der Sommerpause das seit 1949 bestehende Casino-Verbot aufgehoben und ein Geldspielgesetz verabschiedet. Das Gesetz tritt Anfang 2011 in Kraft – dann können sich Interessierte bewerben. Die Regierung will voraussichtlich bis Mitte kommenden Jahres die Konzession für das Spielcasino vergeben. Für die Lizenz gibt es bereits mehrere Kandidaten: Mindestens drei Casino-Betreiber zeigen Interesse. Über ihre konkrete Pläne halten sie sich aber noch bedeckt.

Chance für den Tourismus

Einer der Anwärter ist der Liechtensteiner Unternehmer Wolfgang Egger. Er plant seit Jahren, ein Hotel mit integriertem Casino auf dem Areal des Vaduzer Hofs zu bauen. Sollte er den Zuschlag erhalten, könnte er innert weniger Monaten mit dem Bau beginnen, sagt Egger. Die Investitionssumme für seine Baupläne schätzt der Unternehmer auf mehr als 60 Millionen Franken – «vollständig durch inländische Geldgeber finanziert», wie Egger betont. Er sieht «grosses Potenzial» für ein Casino in Vaduz. Sein Projekt solle Kongress- und Reisetouristen ansprechen, die ihren Aufenthalt mit einer Partie Poker oder ein paar Einsätzen am Roulette-Tisch abrunden wollen.

Kandidaten halten sich bedeckt

Die ausländischen Mitbewerber verfolgen die Casino-Pläne in Liechtenstein mit Argusaugen. Die Schweizer Spielbankengesellschaft Swiss Casinos liebäugelt mit einer Bewerbung, sofern die Bedingungen für einen wirtschaftlich rentablen Betrieb stimmen. «Wir werden uns sehr gut überlegen, in das Rennen einzusteigen», sagt Pressesprecher Martin Vogel. Ein Casino in Liechtenstein würde die bestehenden Standorte in St. Gallen und Pfäffikon gut ergänzen, meint Vogel.
Ähnliche Töne kommen aus Österreich: Die Spielbankengesellschaft Casinos Austria kann sich ebenfalls vorstellen, um die Lizenz zu buhlen. «Wenn wir schon Gäste verlieren, dann am liebsten an ein Casino, das auch zu uns gehört», sagte Pressesprecher Günter Engelhart im Juli 2009, als die Pläne der Regierung bekannt wurden. Kritischer äussert sich das Casino der Grand Hotels Bad Ragaz: «Die Casino-Dichte im Bodensee-Raum wird zwar immer grösser, aber das Einzugsgebiet bleibt gleich gross», sagt Beat Scheuber, Direktor des Casino Bad Ragaz. Ob sich die Grand Hotels um die Lizenz bemühen wollen, liess er offen.

Kein zweites Las Vegas

Auch Anwärter Egger ist sich der Konkurrenzsituation bewusst. Wichtig sei daher, die Grösse eines neuen Casinos im Auge zu behalten. Er hält einen Bruttospielertrag von rund 20 Millionen Franken im Jahr für realistisch – rund die Hälfte der Einnahmen der Casinos in Pfäffikon oder Bregenz. Um die Kosten tief zu halten, kann sich Egger eine Kooperation mit einem grossen Casino-Betreiber vorstellen, in erster Linie um sich Know-How sowie qualifiziertes Personal zu sichern.

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