bwin – „Vater Staat ist nicht immer der beste Anbieter“
Teufelberger pocht weiter auf Liberalisierung von Online-Sportwetten – Keine moralischen Bedenken
„Vater Staat ist nicht immer der beste Anbieter“, sagte bwin-Co-CEO Norbert Teufelberger zur APA. In deutschsprachige Länder etwa habe das Monopol bei der Online-Sportwette „versagt“. 2006 sei mit dem staatlichen Anbieter Oddset noch mehr als 600 Mio. Euro Umsatz – und damit in etwa 200 Mio. Euro an Steuern – erzielt worden, 2009 sei der Umsatz dann auf etwa 182 Mio. Euro abgesackt, 2010 würden es nur mehr 150 Mio. Euro sein. „Das Schöne ist, wir haben es vorhergesagt“, hält Teufelberger mit ein wenig Schadenfreude nicht hinterm Berg.
„Jetzt sagen wir: Lasst uns auf den Markt und ihr werdet sofort eure Steuereinnahmen ver-x-fachen“. Der bwin-Chef schätzt die Chancen gut ein, dass es zu einer Öffnung kommt, denn „einige Politiker wurden vom Lotteriepräsidenten falsch informiert“. Teufelberger erwartet, dass deutschsprachige Länder seitens der EU freigestellt wird, sein Lottomonopol beizubehalten, aber gleichzeitig in neuen Produktbereichen zu privatisieren. „Games, Poker, Bingo wird heute gar nicht angeboten vom Staat“. Daher solle man Privaten eine Chance geben. Wenn Kunden ein (staatlich kontrolliertes) Produkt aufgezwungen wird, sei dies teuer und wenig innovativ. „Stellen Sie sich vor, sie müssten heute noch mit der Telekom Austria telefonieren.“
Positivbeispiel sei Italien, wo aus dem Online-Gaming vergangenes Jahr etwa 200 Mio. Euro an Steuern lukriert worden seien. 2011 rechne man mit 400 Mio. Euro, da dann auch Cash Poker und Casinos liberalisiert würden. bwin ist in Italien mit dem 2009 übernommenen Poker-Anbieter Gioco Digitale präsent.
Das für Anfang September erwartete Urteil in der berühmten Causa Engelmann werde – egal, wie es ausgeht – den Trend, dass alle Staaten liberalisieren, nicht aufhalten können, glaubt Teufelberger. Bei dem Fall geht es es um einen deutschen Pokerveranstalter, der 2007 in Oberösterreich wegen Betriebs zweier illegaler Spielcasinos zu einer Geldstrafe verurteilt worden war. Nun ist der Europäische Gerichtshof (EuGH) damit befasst. Im Februar befand ein EU-Generalanwalt, dass das österreichische Glücksspielmonopol gegen die EU-Niederlassungs-und Dienstleistungsfreiheit verstoße.
In den USA sei noch nicht sicher, ob das Verbot jeglichen Online-Glücksspiels noch vor den Kongresswahlen im November aufgehoben wird, sagte Teufelberger. 2006 hätten die Republikaner in einer „lame-duck-Session“, als sie also schon abgewählt waren, das Internet-Zocken untersagt. bwin-Partner PartyGaming seien dadurch rund 80 Prozent an Umsatz weggebrochen. Im Jahr 2006 hätten die Briten noch 1,2 Mrd. Euro umgesetzt und beispielsweise in Indien doppelt so viele IT-Mitarbeiter beschäftigt, also 1.000 statt 500. Wegen seiner Größe ist Amerika auch seit langem eines der wichtigsten Expansionsziele bwins, jetzt soll der Markt gemeinsam mit PartyGaming bearbeitet werden.
Auch nach institutionellen Investoren will sich der Glücksspielkonzern in Übersee umsehen. In der zweiten Septemberhälfte gehen bwin und PartyGaming auf Roadshow, auch in Europa „werden wir alle großen Finanzplätze besuchen“. Schon jetzt seien 80 bis 85 Prozent von bwin in Händen institutioneller Investoren, großteils handle es sich dabei um Fonds und Banken aus Großbritannien.
Ansonsten laufe die Fusion nach Plan, derzeit würden die Fairness Opinions (Gutachten über die Gerechtigkeit des Austauschverhältnisses) erstellt. bwin wird an der neuen Gesellschaft 51,6 Prozent halten, PartyGaming 48,4 Prozent. Chefs werden Teufelberger und sein PartyGaming-Pendant Jim Ryan. Der neue Verwaltungsrat wird insgesamt aus 13 Personen bestehen, sagte Teufelberger. Sein jetziger Vorstandskollege Manfred Bodner wird in den Aufsichtsrat wechseln, er will sich Branchenkreisen zufolge bald aus dem Glücksspielbereich zurückziehen.
Teufelberger, seit nunmehr 21 Jahren in der Branche, ist hingegen noch nicht amtsmüde, wie er sagte. „Ich bin extrem motiviert, weiterzumachen“, vor allem die nächsten Jahre würden „so richtig spannend“ werden. Moralische Bedenken puncto Glücksspielbranche, die ja vielfach als verrucht gilt und mit Spielsucht in Verbindung gebracht wird, hat er keine. „Damit, Glücksspiel ordentlich anzubieten, habe ich moralisch überhaupt kein Problem.“ Wichtig sei es, die Leute in einem transparenten, regulierten Umfeld spielen zu lassen, sonst zockten sie in Hinterzimmern. Und „es gibt nichts einfacheres als den Online-Betrieb überprüfbar zu machen: Ich habe den gläsernen Kunden, der in meiner Datenbank immer einen Abdruck hinterlässt.“ In Amerika werde das Glücksspiel stärker kontrolliert als die Banken – „und das ist gut so“.
Spielsucht sei bei bwin-Kunden kein großes Thema. Von 40.000 von der Harvard Medical School untersuchten bwin-Sportwetten-Kunden zeigten 0,5 Prozent Tendenzen, suchtgefährdet zu sein, im Casino-Bereich von bwin seien es 5 Prozent. Teufelberger: „Wir haben ein gutes Gefühl bei dem, was wir tun.“ Handeln Sie jetzt kostengünstig Forex und CFDs.