Die zwei Gesichter des einarmigen Banditen

Nach wenigen Sekunden weiß der Spieler, ob er gewonnen oder verloren hat – und kann gleich wieder Geld in den Daddel-Automaten werfen. In dieser „hohen Ereignisfrequenz“ liegt nach Ansicht von Fachleuten auch eine hohe Suchtgefahr. „Fast 80 Prozent aller pathologischen Glücksspieler, die sich in Beratung und Behandlung begeben, sind Geldautomatenspieler“, sagt der Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS), Wolfgang Schmidt. Die Zahl aller Glücksspielsüchtigen in Hessen schätzt die HLS auf 8000 bis 22 000, die Zahl der Spielbuden hat in den vergangenen vier Jahren um mehr als ein Fünftel zugenommen.

Das Automatengeldspiel müsse wegen des Spielerschutzes rechtlich genau so behandelt werden wie Glücksspiel – also Roulette, Blackjack und Lotto, fordert Schmidt mit Blick auf den Spielhallen-Boom. Eine andere Möglichkeit: Die Geldspielgeräte könnten auf den ursprünglich beabsichtigten Charakter eines Unterhaltungsgeräts herabgestuft und damit Einsatz und Verlust deutlich reduziert werden.

Der Umsatz der Betreiber von Spielhallen und Geldspielautomaten ist nach Angaben des Arbeitskreises, des Statistischen Bundesamtes und der Automatenwirtschaft seit 2006 deutlich gestiegen – wobei die Zahlen variieren. Die Steuern auf die „Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeit“ gehen an die Städte und Gemeinden, die den Boom der Spielhallen trotz der Geldspritze auch kritisch sehen. „In den meisten Kommunen wachsen die Spielhöllen, dies wird städtebaulich überwiegend als nachteilig empfunden“, sagt David Rauber vom Hessischen Städte- und Gemeindebund in Mühlheim. „Die gängige Befürchtung: Die Spielhallen ziehen das Restquartier in Mitleidenschaft.“

Die Kommunen dürften Spielhallen nach dem Planungsbaurecht des Bundes aber nicht verbieten, sondern könnten sie mit städtebaulichen Argumenten nur aus bestimmten Teilen ausschließen, sagt Rauber. „Sie können das über die Aufstellung von Bebauungsplänen steuern“, sagt der Sprecher der Automatenwirtschaft, Dirk Lamprecht. Er sieht vor allem ein Vollzugsdefizit vieler Kommunen. Diese erheben die Steuer auf die Spielhallengewinne aber nicht nur, um ihre finanzielle Not zu lindern, wie Rauber sagt. „Sondern auch, um der Ausbreitungsbewegung ein bisschen entgegen zu wirken.“

In Darmstadt haben die Spieler im vergangenen Jahr 8,25 Millionen Euro in den Schlitz geworfen. In Frankfurt waren es fast 29 Millionen, in Wiesbaden 12 und in Offenbach etwa 6 Millionen.

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