Griechenland: Finanzminister setzt aufs Glücksspiel

Griechenlands Finanzminister setzt aufs Glücksspiel

Lizenzen für Spielautomaten und Internetwetten sollen die leere Staatskasse des hoch verschuldeten Eurolandes füllen.

ATHEN. Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou hat Geldsorgen. Die Steuereinnahmen sprudeln nicht so kräftig wie erhofft. Dies ist eine Folge der Rezession, aber auch der organisatorischen Schwächen der Finanzverwaltung, die sich schwer tut, Abgaben einzutreiben. Um die Vorgaben des Sparprogramms zu erfüllen, das die Regierung in Athen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU vereinbart hat, muss Papakonstantinou seine Einnahmen dringend steigern.

Nachdem sich der Kampf gegen die grassierende Steuerhinterziehung im Land schwierig gestaltet und wohl erst vom kommenden Jahr an Früchte tragen wird, setzt Papakonstantinou jetzt auf den anderen weit verbreiteten Volkssport neben der Steuerhinterziehung – das Glücksspiel. Mit der Vergabe von Konzessionen für Spielautomaten, Rubellose und Internetwetten hofft der Finanzminister, in den kommenden drei Jahren 1,3 Milliarden Euro zusätzlich zu kassieren.

Die Spielleidenschaft der Griechen ist sprichwörtlich. Nur die Chinesen seien noch größere Zocker, sagen Branchenkenner. Während die Menschen im internationalen Schnitt 0,5 Prozent ihres Einkommens für Glücksspiele ausgeben, sind es in Griechenland mehr als zwei Prozent – illegales Glücksspiel und Internetwetten nicht mitgerechnet. Antonis Stergiotis, Geschäftsführer der größten griechischen Spielbank „Clubhotel Loutraki“, veranschlagt, dass die Griechen in diesem Jahr neben den zehn Milliarden Euro, die sie für legale Glücksspiele ausgeben, weitere drei bis fünf Milliarden in nicht zugelassenen Spielklubs und im Internet verzocken. Das entspräche unter dem Strich 6,5 Prozent der griechischen Wirtschaftsleistung.
Bisher gibt es in Griechenland neun staatlich konzessionierte Spielkasinos. Daneben bietet die staatlich kontrollierte Opap, Europas größtes Wettunternehmen, Lotto, Fußballtoto und andere Wetten an. Der Konzern, der im vergangenen Jahr 5,5 Milliarden Euro umsetzte, hat ein Monopol bis 2020. Aber die lizensierten Glücksspielbetreiber verlieren immer mehr Kundschaft an die nicht zugelassenen Betreiber im Internet. Obwohl offiziell verboten, gelingt es dem Staat nicht einmal, die Werbung für die Online-Spielbanken zu unterbinden. Fast an jeder Straßenecke locken die Internetkasinos mit riesigen Plakaten, offensichtlich mit Erfolg. Eine Studie des Marktforschungsunternehmens Alco kam in diesem Sommer zu dem Ergebnis, dass die Umsätze der illegalen Onlinekasinos mittlerweile fast das Geschäftsvolumen des Wettkonzerns Opap erreicht haben. Mit der geplanten Konzessionierung des Glücksspiels im Internet könnte sich der Staat wenigstens ein Stück von diesem ständig wachsenden Kuchen abschneiden. Damit bekäme auch Opap die Chance, in das lukrative Internetgeschäft einzusteigen.

Gar nicht begeistert sind die Betreiber der neun griechischen Spielbanken von dieser Aussicht. Sie klagen ohnehin über rückläufige Besucherzahlen und fürchten, weitere Kunden ans Glücksspiel im Netz zu verlieren. An der Legalisierung der Online-Wetten führt aber kaum ein Weg vorbei. Sie ist Bestandteil des auf vier Jahre angelegten Programms zur Konsolidierung der griechischen Staatsfinanzen, das die Athener Regierung mit IWF und der EU vereinbart hat.

Auch um eine Zulassung der bisher in Griechenland verbotenen Spielautomaten kommt die Regierung nicht herum. Der Europäische Gerichtshof hat das 2002 ausgesprochene Verbot der Automaten für rechtswidrig erklärt. Finanzminister Papakonstantinou muss deshalb jetzt jeden Monat eine Million Euro Strafe an die EU zahlen, solange das Verbot nicht aufgehoben wird. Möglichst schnell will er deshalb Konzessionen für rund 50 000 Automaten vergeben. Erhoffte Einnahmen: 500 Millionen Euro.

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